Zum Tod von Ines Paulke

Ines Paulke (20.09.1958 - 17.02.2010) Bild-Quelle: www.inespaulke.de (Die Seite wurde inzwischen abgeschaltet)
Ines Paulke (20.09.1958 – 17.02.2010)  –  Bild-Quelle: www.inespaulke.de (Die Seite wurde inzwischen abgeschaltet)

Es schien eine Bilderbuch-Karriere zu werden. Ines Paulke, am 20. September 1958 in Gräfenthal/Thüringen geboren, trat erstmals 1983 mit dem eher unscheinbaren Liedchen „Robert Robinson“ ins Rampenlicht. Noch keine große Beachtung, eine neue Sängerin frisch von der Musikschule. Aber irgendetwas blieb doch von diesem Auftritt in Erinnerung. War es das Lied, war es der ziemlich kurze Rock oder war es letztendlich doch die Künstlerin, die sich mit ihrer Frische, aber auch einer gewissen Distanz zum Publikum ins Gedächtnis der Zuschauer brannte? Egal, wahrscheinlich würde es sich sowieso nur um ein kurzes Aufleuchten handeln, so wie bei vielen Schlagersternchen vor ihr. Bis sich 1984 die Gruppe DATZU als Nachfolgeband von „Neumis RockCircus“ gründete. Als Sängerin wurde eben diese Ines Paulke präsentiert. Ungewöhnlich zur damaligen Zeit, daß sich eine Solokünstlerin mit einer Band zusammentat. Aber diese Symbiose funktionierte, und DATZU feierte erste Erfolge. Für Ines Paulke wurde die Zusammenarbeit ein Glücksfall und Sprungbrett für eine zu DDR-Zeiten ziemlich erfolgreiche Karriere. Nach drei Jahren stieg Ines Paulke bei DATZU aus, hatte aber ihren Anteil an den Hits „Sei mal 5 Minuten still“, „Haltet ihn“ oder „Mein Lied“. Fortan war sie als Solokünstlerin unterwegs und wurde 1987 zur „Sängerin des Jahres“ in der DDR gewählt.

Dann folgte das große Jahr 1988: Ines Paulke sahnte beim renommierten Schlagerfestival in Sopot (Polen) den ersten Platz ab, tourte durch Europa und bei AMIGA erschien ihr Soloalbum „Die Farbe meiner Tränen“. Die englischsprachige Version „The Colour of my Tears“ wurde zum Hit, nicht nur im Osten Deutschlands. Mit ihrer dunklen, aber warmen Stimme verlieh Ines Paulke dieser Ballade noch etwas mehr Melancholie und machte das Lied zu etwas Besonderem. Überraschenderweise wurde die englische Fassung öfters in den DDR-Medien gespielt als die deutsche Originalversion. Das Album wurde zur erfolgreichsten Platte des Jahres gekürt und erhielt die „Goldene AMIGA“. Ines Paulke war an der Spitze angekommen. Kein Vergleich mehr zu den Anfängen ihrer Karriere, keine belanglosen Liedchen mehr, dafür Titel für die Ewigkeit. Ines Paulke machte auch stylistisch einen Wechsel, der sie manchmal unnahbar und kühl erschienen ließ.

Es folgte Zusammenarbeiten mit Arnulf Wenning und vor allem mit Arnold Fritzsch und seinem „POP-Projekt“. Ines Paulke war auch nach der Wende gefragt und trat vor ausverkauften Hallen auf. Nur ihr Repertoire änderte sich. Sie wurde Revue-Star im Berliner Friedrichstadtpalast, trat mit Reinhard Lakomy in dessen Kinderrevuen auf und war immer häufiger auf Theaterbühnen des Landes als Schauspielerin zu sehen. Auch Kabarettprogramme gehörten dazu. Von der einst erfolgreichen Popsängerin blieb nicht mehr viel übrig, stattdessen ging Ines Paulke zusammen mit Angelika Weiz und Anke Schenker auf Tournee und präsentierte Gospels. Zwar entstanden auch ein paar neue Popsongs, doch an den früheren Erfolg kann Ines Paulke nicht mehr anknüpfen.

Auch Privat läuft es nicht mehr so gut. 2007 wird sie von ihrem Lebenspartner Peter Schenderlein („Rumpelstil“) wegen einer anderen Frau verlassen. Eine neue Liebe schien die Wunden zu heilen. Doch auch diese Liebe zerbrach. Ines Paulke zog nach Berlin und fand bei den Lakomys erst einmal Unterschlupf. Doch die einst so starke Powerfrau war scheinbar mit ihren Kräften am Ende. Am 23. Dezember 2009 hatte sie im Admiralspalast ihren letzten Auftritt, wo jedoch ihre großartige Stimme versagte.

Die gescheiterten Beziehungen waren wohl der Auslöser für ihren seelischen Zustand. Ein gebrochenes Herz kann man nicht mehr heilen. Am 17. Februar 2010 fand die Polizei an einem See bei Thannhausen die Leiche von Ines Paulke in ihrem Auto. Sie ist an den Autoabgasen, die sie ins Wageninnere leitete, erstickt.

Ines Paulke war eine bemerkenswerte, faszinierende, großartige Künstlerin, die ihren Platz zumindest im deutschen Pop-Olymp sicher hat. „Hauch mir wieder Leben ein“ war einer ihrer größten Hits. Wie sehr wünscht man sich, daß es gelänge.

Dieser Artikel wurde am 20.02.2010 in der Onlinezeitung „American Rebel“ veröffentlicht.

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Blauäugiger freiberuflicher Dichter und Denker, Jahrgang 67, Kreativling, Kulturschaffender, Fotograf, Filmperlentaucher und Pfützenländer

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