Die äußeren Rahmenbedingungen stimmten am vergangenen Samstag: Temperaturen um den Gefrierpunkt und leichtes Schneegrieseln in einer ohnehin schon verschneiten Landschaft sorgten für das passende Ambiente beim 4. Tannenbaum-Brennen in Keune.
Auf dem kleinen Festplatz gegenüber der Schule sind schon am Nachmittag ordentlich Tannenbäume aufgestapelt. Was im früheren Leben mal ein Weihnachtsbaum war, wird gleich in Flammen aufgehen. Der Verein „Freunde von Keune“ hat dazu nicht nur die Einwohner des Forster Ortsteils eingeladen, sondern auch die Leute aus dem gesamten Stadtgebiet.
Vereinsvorsitzender Ingolf Queißer brachte die Idee von einem guten Bekannten, der außerhalb von Forst wohnt, mit. Der Verein baute diese Idee dann aus und organisiert seitdem ein kleines Fest rund um den brennenden Holzstapel. Die Bäume bringen die Einwohner mit und sparen sich so die Entsorgung über die Müllabfuhr.
Pünktlich um 16:00 Uhr entzündet Ingolf Queißer den aufgetürmten Stapel. Das durch den Schneefall feuchte Holz sorgt zunächst für eine dichte Rauchfahne. Glücklicherweise steht der Wind meist so, dass der Rauch Richtung Neiße abzieht.
So langsam trudeln auch die ersten Besucher ein. Am Imbissstand gibt es gegen eine kleine Spende Bratwürste, Bouletten und Kuchen. Die Brötchen sponserte die im Ortsteil ansässige Bäckerei Merschank. „Mit den Spendeneinnahmen wollen wir das alte Feuerwehr-Gerätehaus umbauen. Es soll ein Traditionskabinett für die Feuerwehr- und Ortsgeschichte werden, außerdem wollen wir hier für die Kinder Puppenspiel-Aufführungen oder Lesungen organisieren“, verrät Ingolf Queißer, während er gleichzeitig wärmenden Glühwein ausschenkt. Für die Kinder gibt es Kakao und Tee. Auch der Teig für Stockbrote ist für die jüngsten Besucher vorbereitet, die Feuerschalen brennen bereits.
„Tausche Bon gegen Baum“ ruft Thomas Peppernick und nimmt einer Familie, die gerade mit einer kleinen Nordmann-Tanne das Areal erreicht, den mitgebrachten Baum ab. Im Gegenzug gibt es einen Bon, der wiederum gegen einen Becher Glühwein eingetauscht werden kann. „Wer einen Baum mitbringt, erhält dafür das erste Getränk umsonst!“, verrät Ingolf Queißer die Strategie.
Immer wieder wirft Thomas Peppernick neue Bäume ins Feuer. Er ist ebenfalls Mitglied im Verein „Freunde von Keune“ und überwacht das Abbrennen des Stapels. „Im Schnitt hatten wir immer so um die 70 Weihnachtsbäume in den vergangenen Jahren. Das reicht, um das Feuer bis etwa 20 Uhr am Brennen zu halten.“, erzählt Thomas Peppernick und wirft den nächsten Baum nach. Sofort flackert das Feuer auf, nehmen die Flammen eine bedrohliche Höhe ein.
Auf dem Platz herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Immer wieder treffen Leute mit ihren Weihnachtsbäumen, die natürlich sauber abgeschmückt sind, ein – mal liegt der Baum im Bollerwagen, dann wieder auf dem Schlitten oder auf dem Autodach.
Familie Bär ist extra aus Noßdorf hinaus nach Keune gekommen. Sie hatten am Abend zuvor von einer Freundin von der Aktion erfahren und sind zum ersten Mal dabei. Auch ihr mitgebrachter Weihnachtsbaum muss nicht lange auf seinen Einsatz warten.
„Tschüss, Bäumchen“ hört man immer wieder von Müttern und ihren Kindern, wenn der eigene Weihnachtsbaum ins Feuer geworfen wird. Noch ein kurzer wehmütiger Blick und dann holen sich die Flammen das ehemals gute Stück. Besonders spannend wird es bei trockenen Bäumen, die mit lautem Knistern sehr zur Begeisterung der Kindern blitzschnell verbrennen.
Inzwischen hat sich der Platz gut gefüllt. Man trifft alte Bekannte, einige Besucher haben sich hier extra mit Freunden verabredet. Man plaudert, lacht und schaut immer wider mit leuchtenden Augen in die lodernden Flammen. Die Kindern toben oder nutzen den Schnee für eine zünftige Schneeballschlacht.
Thomas Peppernick wirbelt immer noch um den brennenden Stapel herum und passt auf, dass herunterfallende Glut nicht zu weit entfernt vom Feuer landet. Ein kurzer Blick nach hinten, ob noch genügend Tannenbäume als Reserve zur Verfügung stehen. Aber da stehen noch reichlich Bäume und warten darauf, ins Feuer geworfen zu werden. Außerdem erfolgt der Nachschub immer noch von neu eintreffenden Einwohnern.
Langsam ziehen die Temperaturen an, es wird frostig. Die kleinen Gesprächsgruppen rücken näher ans Feuer heran, um sich zu wärmen. Auch der brennende Tannenbaum-Stapel ist längst nicht mehr so hoch wie zu Beginn des Festes. Am Imbiss- und Glühweinstand bildet sich eine kurze Warteschlange. Die Stimmung ist fröhlich, aber friedlich, fast schon ein wenig ehrfürchtig angesichts der Urgewalt des Feuers.
Der Verein „Freunde von Keune“ kann zufrieden sein mit der Resonanz. Das Wetter passte und die Menschen nehmen das Angebot des Vereins dankbar an. Gut möglich, dass aus dem Tannenbaum-Brennen eine feste Tradition wird. Vielleicht kommt mal ein Fremder vorbei und nimmt dann die Idee mit in seine Heimatgegend. So hat es schließlich auch mal in Keune angefangen….
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