Wer am Sonntagmorgen aufmerksam durch die Stadt ging, dürfte sich gewundert, wer da ebenfalls im Forster Stadtgebiet unterwegs ist. Das ist doch? Richtig, Gojko Mitic, einer der größten Filmstars der DDR und Publikumsliebling in Ost und West, machte gemeinsam mit Hans-Rainer Engwicht eine kleine Stadtrundfahrt durch Forst mit einem Abstecher in den Rosengarten.
Gojko Mitic war am Samstag und am Sonntag zu Gast beim „Talk im Pavillon“, der neuen Veranstaltungsreihe im „Pavillon Genuss und Kunst“ gegenüber der Post. Im Gespräch mit Talk-Gastgeber Lutz Hoff (moderierte im DDR-Fernsehen „Schätzen Sie mal“) bekannte Gojko Mitic, dass ihn Forst an seine serbische Heimatstadt Leskovac erinnert: „Leskovac hat auch eine lange Tuchmacher-Tradition, ähnlich wie Forst als deutsches Manchester.“
Vor vielen Jahren war Mitic schon einmal in Forst, kann sich aber nicht mehr genau daran erinnern, wann das war.
Lutz Hoff entlockte dem Schauspieler viele Anekdoten. Als Sportstudent wurde Gojko Mitic für den Film entdeckt. Drei Karl-May-Filme waren der Beginn einer langen und erfolgreichen Karriere. In „Unter Geiern“ hatte Mitic seine erste größere Rolle an der Seite von Götz George, Elke Sommer und Steward Granger. Schnell wurde auch die DEFA auf den sportlichen Mann aufmerksam und lockte ihn in die DDR. Hier hatte er vor 50 Jahren mit „Die Söhne der großen Bärin“ einen überraschenden wie durchschlagenden Erfolg. Selbst Walter Ulbricht wunderte sich über den enormen Zuspruch des Publikums für den Film, waren doch Indianerfilme so gar nicht im Interesse der Parteioberen. Aber im Gegensatz zu den westdeutschen Filmen standen bei der DEFA die Indianer und ihr Kampf für ihre Heimat und für Gerechtigkeit im Mittelpunkt.
Anhand von Filmausschnitten erklärte Gojko Mitic den Zuschauern einige Episoden von den Dreharbeiten, so unter anderem, wie es ihm gelang, wilde Pferde für den Filmdreh zu zähmen. Die Indianerfilme sorgten für einen Popularitätsschub, steckten Gojko Mitic aber auch in eine Schublade: „Einmal Indianer, immer Indianer“, kokettiert er mit seiner Rolle als „Chefindianer“ und „Winnetou des Ostens“, obwohl er beide Bezeichnungen nicht so mag. Den Sprung aus der Schublade schaffte er mit Rollen als Mafiosi, Marschall Sokolowski oder als Heiratsschwindler, wovon sich die Zuschauer ebenfalls per Einspieler überzeugen konnten.
Durch die Indianerfilme wurde Gojko Mitic mit der Kultur der amerikanischen Ureinwohner bekannt gemacht. Sein Interesse war geweckt, mehrmals bereiste er die USA und besuchte dort Indianerstämme. „Die Haltung der Indianer zur Natur, zu den endlichen Ressourcen, aber auch ihr Wunsch nach mehr Menschlichkeit begeistern mich“, gesteht Mitic. Er liest aus Briefen indianischer Stammeshäuptlinge an die Regierung in Washington. Diese Briefe seien heute noch genauso gültig wie damals.
Gojko Mitic nimmt Stellung. Die NATO-Osterweiterung und die Truppenverstärkung im Baltikum machen ihn heute genauso wütend wie damals, als das „Verteidigungsbündnis“ NATO ohne völkerrechtliches Mandat seine Heimat in Schutt und Asche bombte. Auch die Flüchtlingspolitik der aktuellen Regierung kann er überhaupt nicht nachvollziehen.
Zwar zählte Gojko Mitic in der DDR und auch heute noch zu den beliebtesten Künstlern, „aber als Star sehe ich mich nicht. Ich bin einer von uns!“. Man nimmt es ihm sofort ab. Er ist einer, der auf die Leute zugeht, mit ihnen diskutiert und lacht. Und Gojko weiß, bei wem er sich zu bedanken hat: „Ich habe in der DDR etwas bekommen, was man nicht mit Geld bezahlen kann und was mich hier gehalten hat – das waren die Menschen hier!“.
Mittlerweile hat er den Sprung vom Film auch auf die Theaterbühnen geschafft. Nach 1024 Vorstellungen als „Winnetou“ bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg sah man ihn auch am Schweriner Theater als Alexis Sorbas. Im nächsten Jahr spielt er an den Landesbühnen Sachsen und geht mit dem Stück „In Gottes eigenem Land“ auf Tournee. Die Geschichte handelt von Heinrich Melchior Mühlenberg, der das Luthertum in Amerika durchsetzte. Gojko spielt darin – na klar, einen Indianer.
Emotional wurde es im Pavillon, als Lutz Hoff Gojko Mitic auf dessen Gesangskarriere ansprach. „Löscht das Feuer“ war damals ein großer Hit und wurde natürlich auch in Forst gesungen. Aber Mitic kann noch mehr. Neben seiner Interpretation von Ute Freudenbergs „Jugendliebe“ präsentierte er ein neues Lied. „Die Erde lebt“ beschreibt die Schönheit und Zerbrechlichkeit unseres Heimatplaneten und ist ein Appell an alle Menschen, diese Erde auch den nachfolgenden Generationen zu erhalten. Für Gänsehaut sorgte Gojko Mitic, als er sich auf der Gitarre selbst begleitete und „Sag mir wo die Blumen sind“ anstimmte.
Gojko Mitic hätte bestimmt noch viel zu sagen – aber jeder „Talk im Pavillon“ geht irgendwann zu Ende, nicht ohne noch reichlich Autogramme zu schreiben und für Fotos zur Verfügung zu stehen.
Bereits am 16. Januar folgt die nächste Ausgabe, dann mit Regina Thoss als Prominente im Gespräch mit Lutz Hoff.
Pavillon-Inhaberin Diana Podlesch freut sich, dass das Konzept dieser Gesprächsreihe von den Forstern so gut angenommen wird. Schon jetzt laufen die Planungen für 2017, erste Namen stehen bereits fest und werden dann hoffentlich eine ebenso so schöne Zeit in Forst verbringen wie Gojko Mitic, der sich bei der Gastgeberin der beiden Nachmittage und ihrer Familie für dieses wunderbare Wochenende hier in Forst bedankte.
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