Im Mittelpunkt des 48. Geschichtsstammtisches des Museumsvereins Forst stand „Das Versprechen am Weberbrunnen“. Im Pavillon „Genuss und Kunst“ versammelten sich am vergangenen Donnerstag wieder Geschichtsinteressierte, um zu erfahren, was sich hinter diesem Versprechen verbirgt.
Lena Paul vom „Forster Wochenblatt“führte durch den Abend und erläuterte zunächst die Vorgeschichte. Der Forster Wolfgang Schenk, selbst Stammgast der Geschichtsstammtische, übergab vor einiger Zeit dem damaligen Herausgeber des „FoWo“ seine handschriftlichen Notizen. Diese sollten in loser Folge als Artikelserie in der Lokalzeitung erscheinen.
Als diese Notizen abgeschrieben und digitalisiert werden sollten, erkannte Lena Paul das Potenzial, dass diese Notizen enthielt. Sie konnte Wolfgang Schenk schließlich überzeugen, statt einer Artikelserie seine Notizen in Buchform zu präsentieren. „Die Veröffentlichung des Buches benötigt einen perfekten Rahmen, und was wäre als Rahmen besser geeignet als diese Veranstaltung?“, so Lena Paul in ihrer Anmoderation auf die nachfolgende Lesung von Textauszügen. „Es ist außerdem Zeugnis einer Zeit, die man nicht vergessen sollte!“
„Das Versprechen am Weberbrunnen“ ist Wolfgang Schenks autobiografische Liebesgeschichte. Sie beginnt 1943 im ehemaligen Forster Stadtteil Berge. Wolfgang Schenk lernt als achtjähriger Knirps eine Spielgefährtin namens Ingrid kennen. Am Weberbrunnen geben sich die beiden das Ehrenversprechen, immer für einander dazu sein.
Doch das Schicksal hat andere Pläne. Das Kriegsgeschehen rückt immer näher an die Neiße heran. Ingrid folgt ihrem Vater, der als Soldat versetzt wird. Wolfgang, seine Mutter und seine Oma, verbergen sich in Berge im Keller der Familie Schmolke vor den Bombardierungen. Im März 1945 flüchtet die Familie über die Neiße nach Forst, nur Wolfgangs Opa bleibt in Berge.
Später soll die Flucht weiter nach Friesland gehen. Stattdessen endet sie im thüringischen Steinbach-Hallenberg, wo die Familie eine zeitlang lebt und auch Arbeit findet.
Durch das Potsdamer Abkommen im August 1945 wird der Forster Stadtteil Berge plötzlich polnisches Gebiet. Als auch keine Nachricht mehr vom Opa kommt, macht sich die Familie Schenk 1946 auf nach Forst, kommt aber nur bis in die Nähe von Leipzig. Auch hier lebt Wolfgang mit seiner Familie einige Zeit, ehe im Sommer 1947 endlich die Rückkehr nach Forst erfolgt. In der Fruchtstraße bezieht Familie Schenk eine Wohnung. Von Ingrid hat Wolfgang allerdings nichts mehr gehört.
1959 bittet ein Freund Wolfgang, ihn zum Tanz in den Rosengarten zu begleiten und dort auf seine beiden Freundinnen aufzupassen. Bei der Vorstellung der beiden Frauen glaubt Wolfgang, seinen Augen nicht zu trauen, den eine der beiden ist Ingrid.
An dieser Stelle unterbrechen Lena Paul und Jens Dräger die Lesung, um nicht zu verraten, wie die Geschichte von Wolfgang und Ingrid weiter geht und ob das „Versprechen vom Weberbrunnen“ eingelöst wurde. Wer die Auflösung wissen möchte, findet diese im gleichnamigen Buch, erschienen im JSD Verlag & Druck. Wie Lena Paul mitteilte, ist die erste Auflage fast ausverkauft, eine zweite ist bereits in Planung.
Auch nach der Lesung gingen viele Exemplare über den improvisierten Ladentisch im Pavillon „Genuss & Kunst“. Wolfgang Schenk, der Autor des Buches, signierte bereitwillig die Bücher, nicht ohne vorher noch einmal darauf hinzuweisen, dass alle im Buch genannten Daten authentisch sind. „Ich berufe mich da auf die Buchführung meiner Oma, die damals alles aufgezeichnet hatte.“, so Wolfgang Schenk.
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