„Farblos“ – so sollte der Abend für die Besucher der „BÜHNE acht“ werden. Auf dem Programm stand das neueste Theaterstück von „Entre Vous“, dem Cottbuser Straßentheater.
„Farblos“ lautet der Titel eines Märchens, daß komplett unter Schwarzlicht gespielt wird. Ausgedacht hatte sich das Stück Anja Schröter, die auch die Regie übernahm. Sie hatte irgendwo Schwarzlichttheater gesehen und war von der Idee begeistert. Also setzte sie sich hin, schrieb ein Drehbuch und überlegte, wie man so etwas auch an der „BÜHNE acht“ umsetzen könnte.
„Alles, was wir zu Beginn hatten, war eine Schwarzlichtlampe. Die reichte natürlich nicht, also mußten wir noch einige mehr anschaffen.“ verrät Anja.
Das Besondere an Schwarzlicht ist, daß es in einer Wellenlänge elektromagentische Strahlen aussendet, die vom menschlichen Auge nicht wahrgenommen werden können. Floureszierende Stoffe werden durch die Strahlung zum Leuchten angeregt, was faszinierende Effekte hervorbringt. Diese Effekte macht sich Schwarzlichttheater zu nutze. Die unmittelbare Umgebung muß dazu abgedunkelt sein.
In „Farblos“ erwacht die Heldin (Ypsi Ciupack) in der fremden Welt Monochromia. Um diese Welt wieder verlassen zu können, muß die Heldin einige Hindernisse überwinden. Der Teufel (dargestellt von Elisa Marquardt) verlangt als Gegenleistung für die Freiheit ihr Herz. Als unsere Heldin das nicht freiwillig hergibt, nimmt es sich der Teufel mit Gewalt. Es kommt zum Duell zwischen Gut und Böse. Unterstützung erhält das Gute von einem magischen Hasen und einem flinken Stein. Natürlich wird in diesem Märchen auch eine Liebesgeschichte erzählt!
Die Umsetzung von Anja Schröters Idee durch das Straßentheater „Entre Vous“ ist beeindruckend. Ein minimalistisches Bühnenbild stellt die Welt Monochromia da. Das Stück kommt gänzlich ohne Worte aus; die Musik, ein Mix aus klassischen Melodien wie Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und Hard Rock, führt durch die Handlung.
Es sind die Effekte des Schwarzlichtes, die „Farblos“ zu etwas Magischem machen. So schwebt scheinbar schwerelos die Hauptdarstellerin über die Bühne. Leuchtende Schmetterlinge schwirren um das Liebespaar herum. Auch sonst blinkt und glitzert es ständig. Mit viel Liebe bis ins kleinste Detail gelingt es Anja Schröter und „Entre Vous“, die Konzentration der Zuschauer 30 Minuten lang nur auf die Bühne zu richten.
Überhaupt nicht farblos ging es nach der Pause weiter. Die Komödianten von „Rabota Karoshi“ brachten das Publikum mit ihren Improvisationen nach Zuschauervorgaben zum Lachen. So wurde das Publikum Zeuge einer ganz besonderen Paartherapie: Er – eine Kaulquappe, Sie – ein Storch. Klar, daß es in dieser Beziehung Probleme geben kann. Schließlich haut sie ja immer ab, sobald es draußen kälter wird und kommt erst nach einem halben Jahr wieder. Er dagegen blubbert lieber mit seinen Freunden am Teich.

Filmfreunde kamen beim Spiel „Ein Thema – Drei Variationen“ voll auf ihre Kosten. Ein Ausflug zum Pegelturm in Bitterfeld kann schön sein. Noch schöner wird er, wenn „Rabota Karoshi“ diesen Ausflug als Bollywood-Film nachspielt oder als „Film Noir“. Jakob Fischer als Franzose „Arthür“ ist einfach köstlich. Und Elisa Mildner singt und tanzt, als wäre sie in Indien groß geworden.
Wie gefragt „Entre Vous“ oder „Rabota Karoshi“ sind, merkt man auch anhand der Zuschauergunst. Auch diesmal reichten die vorbereiteten Sitzreihen nicht aus, so daß einige Zuschauer auf dem Boden Platz nehmen mußten. Der guten Laune im Saal tat das jedoch keinen Abbruch.

(C) Thori, 2015
Artikel veröffentlicht:
08.05.2015
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