„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, dachten sich Diana Sonntag, Inhaberin des Pavillon „Genuss & Kunst“ sowie Moderator Lutz Hoff, als sie für ihre populäre Reihe „Talk im Pavillon“ den beliebten Schauspieler Jaecki Schwarz erneut einluden. Ursprünglich war seine Gesprächsrunde schon Mitte Februar geplant, doch damals musste Jaecki Schwarz krankheitsbedingt passen. Sein Freund und Schauspielkollege Wolfgang Winkler sprang kurzfristig für ihn ein.
Diesmal klappte es nun, auch wenn Diana Sonntag gleich am ersten der zwei Gesprächs-Nachmittage als Krankenschwester aushelfen mußte. Eine Wespe hatte in der Pause in des Schauspielers Finger gestochen. Dank vieler gleichlautender Tipps der Besucher („Zwiebel drauf!“) konnte die Veranstaltung mit zwischenzeitlichen „Behandlungspausen“, die alle Seiten mit viel Humor nahmen, zu einem glücklichen Ende geführt werden.
An den zwei Nachmittagen stand also diesmal „Polizeiruf“-Kommissar Schmücke Rede und Antwort und gab Auskunft über sein langes Schauspielerleben. In Ostdeutschland gehört der Berliner mit seiner herzlichen Art längst zu den Publikumslieblingen. „Letztens hat mich einer auf der Straße erkannt und gesagt, er hätte im Fernsehen gesehen, wie ich wieder was verhökert hätte“, amüsierte sich Jaecki Schwarz. Gemeint war seine Rolle als „Sputnik“ in der ZDF-Krimiserie „Ein starkes Team“. Schwarz spielt darin einen ehemaligen Volkspolizisten, der nach der Wende nicht in den bundesdeutschen Polizeidienst übernommen wurde und sich nun mit den irrwitzigsten Jobs über Wasser hält und überall das große Geschäft wittert. „Die witzigen Dialoge zwischen Florian Martens, der in der Serie den Otto spielt, und mir entstehen meist in den Drehpausen, weil wir viel Spaß miteinander haben“, erinnert sich Jaecki Schwarz und gab gleich mal ein paar Beispiele zum Besten. Auch von Maja Maranow, die viele Jahre in der Serie mitspielte und vor einiger Zeit verstorben ist, schwärmt Schwarz immer noch: “Ich dachte anfangs, die kommt auch aus dem Osten, weil sie so ein dufter Kumpel war“.
Angefangen hat die Schauspielkarriere des heute 72jährigen bereits während der Schulzeit. Dort gründete er mit anderen Schülern eine Laienspielgruppe. Später studierte er an der Filmhochschule in Babelsberg. Im zweiten Studienjahr wurde er von Konrad Wolf für den Film „Ich war neunzehn“ entdeckt und schaffte gleich mit seiner ersten großen Filmrolle den Durchbruch. „Das Museum of Modern Art in New York hat diesen Film zu den 100 wichtigsten Filmen der Filmgeschichte gekürt!“, sagt Jaecki Schwarz voller Stolz. Das Erfolgsgeheimnis dieses Films sei dessen Schnörkelosigkeit, „Der Film ist ehrlich gemacht, ohne zu heroisieren.“
Nach dem Studium ging Jaecki Schwarz 1974 ans „Berliner Ensemble“, wo er bis 1997 festes Ensemblemitglied war. „Eigentlich wollte ich ans Deutsche Theater, aber das BE durfte regelmäßig im Westen auftreten.“ Den Gedanken, einfach „Drüben“ zu bleiben, hatte Jaecki Schwarz nie. Er habe bei den Tourneen recht schnell erkannt, dass der Westen doch nicht so goldig war wie er immer angepriesen wurde. Einen Kulturschock habe er jedenfalls nicht bekommen.
Nach Unzufriedenheit mit den damaligen Verhältnissen und der Intendanz am „Berliner Ensemble“ kündigte Schwarz 1997 und war fortan freiberuflich als Künstler unterwegs. Zu seinem großen Glück begann 1996 fast zeitgleich seine Karriere als Hauptkommissar Schmücke in den „Polizeiruf 110“-Folgen, die ihn gesamtdeutsch bekannt machte. 17 Jahre lang, in 50 Folgen, ermittelten er und Wolfgang Winkler gemeinsam. „Wir waren nicht die Kommissare, die ballernd hinter den Ganoven her rannten. Dafür hatten wir unsere junge Kollegin.“ Das Aus für die beiden Herberts (so die Rollennamen) bahnte sich an, „als wir vom MDR zu einem Essen eingeladen wurden. Wir ahnten was kommt und sind trotzdem zum Essen gefahren.“
Groll hegt Jaecki Schwarz keinen. Dafür sei er viel zu sehr ein Gemütsmensch. Er bezeichnet sich mittlerweile als „freischaffenden Rentner“ und sieht sich lieber die Welt an. Mit Franziska Troegner geht er hin und wieder auf Lesereise oder erinnert sich in Gesprächsrunden wie in Forst an lustige Anekdoten aus seinem langen Berufsleben. Etwa die von den Dreharbeiten in Babelsberg zu „Lotte in Weimar“ mit Weltstar Lilli Palmer. „Für Frau Palmer baute man extra auf dem Gelände einen Verschlag mit Campingklo, damit sie nicht jedesmal nach Westberlin fahren mußte, wenn sie mal mußte. Wir anderen Schauspieler haben uns mit siffigen Kabinen zufrieden gegeben, da saß bestimmt schon Hans Albers drin.“
Es ist diese Art von Humor, die beim Publikum ankommt. Jaecki Schwarz mischt sich bei den Filmeinspielern unters Publikum; sorgt sich, ob auch alle in den hinteren Reihen was sehen und witzelt in der anschließenden Autogrammstunde mit den Gästen. Er nimmt sich selber nicht so wichtig, erinnert immer wieder an seine ostdeutsche Herkunft, macht sich über (West-)Kollegen lustig, die meinen, etwas Besseres zu sein.
Und wer weiß, vielleicht zieht es ihn auch irgendwann mal wieder nach Forst. Nimmt man bei der Ansage das Kopfnicken im Saal als Zustimmung, hätten die Forster sicherlich nichts dagegen einzuwenden. Und Geschichten und Anekdoten gibt es ganz bestimmt auch noch genügend zu erzählen.
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