Zur mittlerweile fünften „Langen Nacht des Kabaretts“ lud der „Kuckuck“ in Groß Jamno am vergangenen Freitag wieder Kabarettfreunde aus Nah und Fern ein. Am Konzept hat sich auch in diesem Jahr nichts geändert – vier Künstler unterschiedlicher Genres inklusive Moderator gestalten ein abwechslungsreiches humorvolles Programm.
Bis zum Beginn der Veranstaltung wurde der Name des diesjährigen Moderators geheim gehalten. Umso größer das Erstaunen im Publikum, als „Der Tod“ persönlich die Gäste begrüßte. Mit einer „maximal pigmentierten“ Kutte betrat „Der Tod“ die Bühne und erklärte den verdutzten Zuschauern, dass sein Ruf ja ramponiert sei und er deshalb eine großangelegte Image-Kampagne durch die Republik startete.
Mit kindlicher Stimme erzählte „Der Tod“ von den Schwierigkeiten seiner Arbeit. „Das Sprichwort sagt, die Besten sterben immer zu früh. Fühlt man sich da nicht benachteiligt?“ fragte er mit einem Blick ins Rund. Dann erzählte er von seiner Klientel. Letztens hatte er „Welcome-Party-Wochen“ für die FDP veranstaltet. Er bekomme viele Anfragen, meist von Männern, die „den Tod“ gerne mit ihrer Schwiegermutter bekanntmachen möchten. Mit Konfettiregen leitete „der Tod“ zum nächsten Programmpunkt über.
Benjamin Eisenberg aus Bottrop, „der Stadt, wo die Altkleidersammlung nichts abholt, sondern noch etwas hinzu stellt“, hat sich dem politischen Kabarett im Stile eines Dieter Hildebrandt verschrieben. Pointiert nahm er die aktuelle Politik aufs Korn. Gekonnt parodierte Eisenberg Persönlichkeiten wie Jürgen Rüttgers und Angela Merkel. Der neuen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sprach er nur in einer Sache Kompetenz zu, nämlich die der Nachwuchsgewinnung. Von der Leyen sei praktisch ein Wurfgeschoß.
Auch die zahlreichen Steueraffären der jüngsten Vergangenheit waren ein gefundenes Fressen für Benjamin Eisenberg. „Alice Schweizer, äh Schwarzer“ sei Schuld an den schlechten Straßen in Deutschland, da sie mit ihren hinterzogenen Steuern das Volk betrügt. Eisenberg mahnte an, dass die aktuelle Regierung die fehlenden Steuergelder unbedingt brauche, damit sie es wieder aus dem Fenster werfen kann.
Dass Eisenberg, „dessen Freund sich einen Van-Gogh-Bildband als Hörbuch kaufte“, nicht nur Politiker parodieren kann, zeigte er mit einer Mario Barth-Imitation. Mit der gleichen Gestik und Mimik wie der berühmte Comedian erzählte Eisenberg von den Blähungen seiner Freundin.
Für den musikalischen Teil des Abends war die Hannoveranerin Anna Piechotta zuständig, „die auch schon hinter Hüpfburgen gesungen hat“. Das Publikum zeigte sich erstaunt, wieviel Stimmgewalt in dieser zierlichen Frau steckt. Fast drei Oktaven beherrscht sie, wovon sich die Zuschauer überzeugen konnten. Ihr Schlaflied für „noch zu erwartende Kinder“ war gespickt mit Gruseleinlagen – praktisch eine Kriegserklärung an die kleinen Quälgeister. Von Wladimir Putin habe sie „sein Lied vom toten Frettchen“ erhalten, welches sie in Simultanübersetzung zu Gehör brachte.
Eine besondere Beziehung baute Anna Piechotta zu Günter aus dem Publikum auf, der beim Mitsingen immer die Einsätze vermasselte und deshalb einen Sonderapplaus bekommen sollte.
Paul Bokowski hat sich dem Poetry-Slam verschreiben. Das sind kleine selbst geschriebene Gedichte und Geschichten, von denen Bokowski einige vorlas. So erfuhren die Gäste des „Kuckucks“ von seiner Nachbarin, Frau Schablinski, die eine ernste Krankheit habe. Ihr seien die Arme am Fensterbrett festgewachsen. Eine andere Episode handelte von einer Waschmaschine, die sich heimlich durchs ganze Zimmer bewegte und später von der Bundespolizei in Görlitz aufgefunden wurde. Grund waren nur schlecht justierte Füßchen…
Gemeinsam mit Anna Piechotta interpretierte Paul Bokowski einen Anruf bei einem „Berliner Service-Unternehmen“. Gemeint war die Berliner Polizei. Diese sollte dem Anrufer doch bei einem „kleinen Notfall“ helfen. Er habe ein kleines gelbes flauschiges Etwas in seiner Küche und wisse nicht, was er damit anfangen soll. Die Polizistin gab ihm nun Ratschläge, wie er das kleine Küken am Besten entsorgen könne.
Publikumsliebling war aber zweifellos „der Tod“, der nach der Pause aktuelle Songs zu Gehör brachte. Hits wie „Ein Stein, der deinen Namen trägt“ oder „Das ist Wahnsinn, ich schicke Euch in die Hölle“ brachten den „Kuckuck“ zum Beben. Begeistert stimmte das Publikum ein.
Für sein Quiz „Wer bleibt länger?“ suchte sich „der Tod“ zwei Kandidaten aus dem Publikum. „Knochensplitter“-Inge und „Schädelspalter“-Kalle konnten durch richtige Antworten „Lebenszeit gewinnen“.
Gegen Mitternacht endete schließlich die „Lange Nacht des Kabaretts“ mit einem gemeinsamen Auftritt aller Künstler.

Birgit Hendrischke als Veranstalterin zeigte sich zufrieden und erleichtert über den Verlauf des Abends. „Wir hatten anfangs Bedenken, ob der eigenwillige Humor ‚des Tods‘ bei unserem verwöhnten Publikum ankommt. Aber die Reaktionen zeigen, dass wir mit unserer Wahl richtig gelegen haben. ‚Der Tod“ war gut vorbereitet und leitete gekonnt zu den einzelnen Programmpunkten über.“
Auch die Künstler waren mit dem Abend sehr zufrieden. Anna Piechotta freute sich, dass es im dritten Anlauf endlich mit einem Auftritt im “Kuckuck“ geklappt hat. Auch Benjamin Eisenberg freute sich über die Reaktionen des Publikums. Er verfolgte im Publikum die Auftritte seiner Kollegen und tauschte sich hinterher mit ihnen aus.
Für „Kuckucks“-Stammgast Uwe Paul war der Abend sehr gelungen. „Da ich die Künstler bisher nicht kannte, hatte ich auch keine bestimmten Erwartungen an die Programme. Aber ich wurde sehr positiv überrascht. Die anfängliche Unsicherheit bei den Künstlern legte sich sehr schnell, als sie merkten, dass das Publikum mitgeht.“
Für die Zuschauer war die „Nahtod-Erfahrung“ an diesem Abend erfrischend und unterhaltsam. Schon jetzt gibt es Nachfragen, wann „der Tod“ das nächste Mal im „Kuckuck“ auftritt. Scheinbar hat „der Tod“ viele neue Fans gewonnen.
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