Das kurze Leben des Georg Pawlak

Besucher der Forster Radrennbahn kommen auf dem Weg zur Haupttribüne an einem kleinen unscheinbaren Gedenkstein vorbei, der an den Dauerfahrer Georg Pawlak erinnert. Doch warum steht dieser Gedenkstein an diesem Ort?

Georg Pawlak wurde am 7. Oktober 1908 in Klein Bohrau geboren. Als gelernter Bauzeichner verbrachte er seine Freizeit mit dem Radsport. Beim heimischen RV Frisch-Auf Groß Bohrau machte Pawlk seine ersten Erfahrungen als Straßen- und Saalfahrer. Bald stellten sich erste Erfolge ein, der Name Pawlak wurde überregional bekannt. So wurde er 1929 Gau-Meister im Einzelrennen und belegte vordere Plätze, z.B. beim traditionsreichen Rennen Berlin-Cottbus-Berlin.
Am 31. August 1930 startete Georg Pawlak erstmals auf der Forster Radrennbahn bei einem Dauerrennen. Der talentierte Sportler beeindruckte das Forster Publikum durch seine Kämpfernatur – und wurde schnell zum Liebling der Forster. Der Lokalmatador zeigte wenig Respekt vor großen Namen und lieferte sich meist erbitterte Duelle mit dem damaligen Steher-Weltmeister Walter Sawall. Der mittlerweile zum Berufsfahrer avancierte Pawlak gewann 1932 den Großen Pfingstpreis von Stettin, ein Jahr später den Großen Preis von Budapest. Auch in Forst gewann Pawlak mehrere Rennen und galt in Expertenkreisen als großes Radsporttalent, dem eine große Zukunft bevor stünde.

In dem Heinz Rühmann – Film „Strich durch die Rechnung“, der auf der Forster Rennbahn gedreht wurde, war Pawlak einer der wenigen „echten“ Rennfahrer, die neben den Ufa-Filmstars mitspielen durften. Der Film entstand im Sommer 1932 – ein Jahr später endete in Halle die Karriere des jungen Pawlak abrupt.

Autogrammkarte (1932) von Georg Pawlak, angefertigt für den Film „Strich durch die Rechnung“ (Quelle: Sammlung Frank Henschel)

Als Sieger des eine Woche zuvor ausgetragenen Großen Preises von Budapest zählte Georg Pawlak zu den Favoriten beim Rennen um den Mitteldeutschen Steherpreis, das am 10. Juni 1933 – einem Sonnabend – stattfand.
Schon am Freitag hatte es zu regnen begonnen, die Holzbahn war tückisch glatt, so daß das Freitagrennen abgebrochen und am Samstag fortgesetzt werden sollte.
Auch am Sonnabend hat es mehrfach geregnet. Die Veranstalter waren fast geneigt, das Rennen abzusagen, als es sich doch noch aufklarte. Doch die Bahn war immer noch rutschig. Versuche, die Bahn durch Abbrennen von Benzin zu trocknen, brachten nur mäßigen Erfolg. Zudem forderten die vielen Tausend Zuschauer den Beginn des Rennens, zumal auch die Dämmerung einsetzte.

Die Rennleitung gab schließlich dem Drängen der Zuschauer nach und startete das Rennen trotz noch vorhandener Nässe auf der Bahn. Ein verhängnisvoller Fehler, wie sich bald herausstellen sollte!

Der Endlauf wurde zu einem Balanceakt für die Rennfahrer. Der Bochumer Walter Lohmann gab entnervt auf und stieg während des Rennens vom Rad. Pawlak setzte mit den verbliebenen Fahrern das Rennen fort. In einem Duell mit einem anderen Fahrer kam Pawlak in der Südkurve zu Fall, stürzte und überschlug sich in der überhöhten Kurve. Beim Abrutschen geriet Pawlak vor das Motorrad des Schrittmachers Przyrembel. Ein Ausweichen war auf Grund der kurzen Entfernung der beiden Steher-Gespanne und des enormen Tempos nicht mehr möglich. Die schwere Rennmaschine überfuhr Georg Pawlak.
Der schwer verletzte Pawlak wurde sofort ins Hallische Elisabeth-Krankenhaus gebracht. Doch die beim Sturz erlittenen Verletzungen, u.a. ein doppelter Schädelbruch, waren so schwer, daß der Forster Publikumsliebling zwischen Mitternacht und 1 Uhr verstarb. Einer der damals besten deutschen Dauerfahrer hatte sein letztes Rennen verloren.

Am 15. Juni 1933 fand im Innenraum der Forster Radrennbahn, wo die sterblichen Überresten Pawlaks aufgebahrt waren, eine emotionale Abschiedsfeier statt.

Zur Saisoneröffnung am 1. April 1934 wurde an der Forster Radrennbahn ein Gedenkstein enthüllt, die ersten Blumen legte der Weltmeister Walter Lohmann nieder – jener Lohmann, der an dem verhängnisvollen Sonnabend in Halle vorzeitig vom Rad stieg und sich dadurch vermutlich das Leben rettete.

Doch nicht nur auf der Rennbahn wird an Georg Pawlak erinnert. Auf dem Friedhof im Forster Ortsteil Bohrau liegt das Grab von Georg Pawlak, welches heute immer noch sehr gepflegt ist.

Über Thori 186 Artikel
Blauäugiger freiberuflicher Dichter und Denker, Jahrgang 67, Kreativling, Kulturschaffender, Fotograf, Filmperlentaucher und Pfützenländer

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