
Als Peter Bause im Januar 2018 Gast beim „Talk im Pavillon“ war, waren sich hinterher alle einig: Die lockere Gesprächsrunde müsste unbedingt fortgesetzt werden. Zu unterhaltsam waren die Episoden aus seiner langen Karriere, die der Schauspieler zu erzählen hatte. Und tatsächlich dauerte es über 2 Jahre, ehe es Moderator Lutz Hoff gelang, den Mimen Bause erneut nach Forst zu locken.
Viele Gäste kennen Peter Bause aus DEFA- und Fernsehkomödien. Sein damaliges Markenzeichen waren die roten Haare. Inzwischen sind die Haare weiß, doch den Schalk hat Peter Bause immer noch im Nacken. Für einen Fototermin zu seinem Engagement am Berliner Schloßpark Theater ließ sich der Schauspieler die Haare rot färben. „Die Rothaarigen fallen immer auf!“, wußte er aus eigener Erfahrung. Und so genoss er die kurzzeitige Rückverwandlung.
Der Grund für die Haarfärbung und das Engagement hat einen Namen: Dieter Hallervordern. Dieser hatte 2018 Peter Bause für die Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ angefragt. Die Bühnenadaption des französischen Kinohits lief so erfolgreich, daß im September 2020 auch die Fortsetzung – wieder mit Bause in der Hauptrolle – Premiere feiert.
Über die Anfrage von Hallervorden habe sich Bause sehr gefreut – zum Einen, weil er Hallervorden für eine Legende hält und weil er Komödie und Boulevard-Theater mag. „Boulevard ist wie Brecht-Theater, nur schneller.“, stellt Bause fest. Und er weiß, wovon er spricht: nach seinem Schauspielstudium in Leipzig landete er über die Theaterstationen Neustrelitz, Rostock, dem Deutschen Theater in Berlin schließlich am Berliner Ensemble. Hier spielte er u.a. 8 Jahre lang das Stück „Tagebuch eines Wahnsinnigen“. Am Theater habe er auch eine der wichtigsten Charaktereigenschaften in seinem Beruf gelernt – Anstand und der Respekt vor älteren Kollegen. Die heutigen Schauspielergenerationen haben so einige Defizite: „Man versteht kaum noch etwas, weil nur noch genuschelt wird. Zu meiner Zeit wurde noch viel mehr Wert auf deutliche Aussprache gelegt!“
Auslandstourneen hinterließen bei Peter Bause immer ein ungutes Gefühl. Während sich die Künstler die Welt ansehen konnten, blieb die eigene Familie in der kleinen DDR zurück. Die schönen Erlebnisse konnten nicht miteinander geteilt werden.
In der DDR hatten Theaterschauspieler das Privileg, bis zur Wende einen unkündbaren Vertrag zu besitzen. Eine Steilvorlage für Frohnaturen wie Peter Bause, denn nach der Wende konnte er mit diesen Hintergrund den einen oder anderen Westkollegen ein wenig aufziehen.
Während andere Kollegen nach der Wende in ein Loch fielen, lief es bei Bause nahtlos weiter. 38 Jahre lang spielte er das Ein-Personen-Stück „Der Kontrabaß“ von Patrick Süßkind, tourte gemeinsam mit seiner Frau, ebenfalls Schauspielerin, durch die Lande und hatte immer wieder mal Engagements an Tournee-Theatern. Der Vollblutschauspieler Bause sieht sich zuallererst als Ensemblespieler und ist mit seiner Rolle im Reinen: „Ich komme immer von unten um die Ecke statt von vorn!“. Die Theaterlandschaft habe sich sehr verändert, es gäbe nur noch wenige Städte mit einem eigenen Theater.
Wie die Proben mit seiner Frau zu Hause ablaufen, demonstrierte Peter Bause dem Forster Publikum wort- und gestenreich. Besonders seine selbstironischen Kommentare sorgten immer wieder für schallendes Gelächter und Zwerchfell-Attacken. So rühmte sich Bause für seine Rolle des Wahnsinnigen mit den Worten: „Den Irrsinnigen kann nur ich spielen, geprüft durch die eigene Familie“.
Apropos Irrsinn: Wer bisher dachte, an so renommierten Theatern wie dem BE oder dem DT, wo die Elite der deutschen Schauspielgilde engagiert ist, wäre kein Platz für Ulk und Schabernack, fällt bestimmt nach Peter Bauses Anekdoten vom Glauben ab. „Wir haben mal das Flugzeug leer gesoffen!“, erinnert er sich an einen Flug nach Kanada mit dem Theater-Ensemble, als mit zunehmender Flugdauer die Alkoholvorräte an Bord immer weniger wurden. Und am Deutschen Theater trieben es die Schauspiel-Kollegen Eberhard Mellies, Reimar J. Baur und Rolf Ludwig mal auf die Spitze, als alle drei mit einer Augenklappe auf die Bühne kamen: Baur aus medizinischen Gründen, weil er ein Gerstenkorn am Auge hatte; Mellies aus dramaturgischen Gründen, weil es die Rolle verlangte und der grandiose Ludwig, der sich einen Spaß daraus machte, die beiden anderen zu veralbern, indem er sich ebenfalls eine Augenklappe aufsetzte. Selbst Jahrzehnte später amüsiert sich immer noch Peter Bause vor dem Forster Publikum über diese Episode.
Mit Lachtränen in den Augen verabschiedeten die Besucher des „Talk im Pavillons“ einen der ganz großen Schauspieler und haben nur einen Wunsch: hoffentlich gibt es recht bald ein Wiedersehen und eine Fortsetzung. Es muß ja nicht unbedingt wieder 2 Jahre dauern….
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